
In unserer Interview-Reihe „Im Fokus“ verraten Fachleute der Wohnungswirtschaft, was die Branche wirklich bewegt. In dieser Ausgabe erklärt Kevin Strauß, Product Owner des ista HeatPilot, wie digitale Technologien Heizkosten und CO₂ senken können und aus welchen Gründen die smarte Heizungssteuerung der neue Standard sein sollte. Energieeffizienz ist eine der größten Herausforderungen der Immobilienwirtschaft. Besonders im Bestand liegen enorme Einsparpotenziale – häufig im Verborgenen.
imo-news: Warum ist die Optimierung von Heizungsanlagen für die Immobilienbranche aktuell so wichtig?
Kevin Strauß: Weil es einfach Sinn ergibt: Rund 80 Prozent der Heizungsanlagen in Deutschland laufen nicht optimal – sie heizen zu stark, zu lange oder zum falschen Zeitpunkt. Das verursacht unnötige Kosten und Emissionen. Gerade bei Bestandsgebäuden, die nicht sofort saniert werden können, ist die Heizungsoptimierung der schnellste und wirtschaftlichste Weg zu mehr Energieeffizienz. Mit unserer Lösung ermöglichen wir eine smarte, datenbasierte Steuerung zentraler Heizungsanlagen – und das in Echtzeit. Das sorgt nicht nur für mehr Komfort für die Bewohner, sondern spart auch spürbar Energie und CO₂. So wird aus einem Kostenfaktor ein aktiver Beitrag zur Dekarbonisierung.
Was macht Ihre Lösung besonders im Vergleich zu klassischen Steuerungssystemen?
Der entscheidende Unterschied liegt in der Dynamik: Unsere Steuerung erfasst laufend Betriebsdaten wie Vor- und Rücklauftemperaturen, Außentemperatur oder Pumpenlaufzeiten. Daraus entsteht eine intelligente Regelung, die sich am tatsächlichen Bedarf orientiert – nicht einfach nur an festen Uhrzeiten. Und das Beste: Über ein benutzerfreundliches Dashboard sind alle wichtigen Infos jederzeit abrufbar. Echtzeitüberwachung, Alarme, Verbrauchskontrollen – alles auf einen Blick und auch aus der Ferne steuerbar.
Wie groß sind die Einsparpotenziale konkret?
Unsere Erfahrungen zeigen: Bis zu 30Prozent Heizenergie lassen sich einsparen – ganz ohne große Investitionen. In vielen Fällen führt die Reduzierung des Energieverbrauchs und des CO₂-Ausstoßes sogar dazu, dass Gebäude in eine bessere Effizienzklasse eingestuft werden können – und das ohne zusätzliche Dämmmaßnahmen. Das macht die Heizungsoptimierung nicht nur nachhaltig, sondern auch wirtschaftlich attraktiv. In Zeiten hoher Energiepreise und strenger Klimavorgaben ist das ein echtes Argument.
Wie funktioniert die Installation? Müssen Eigentümer mit großem Aufwand rechnen?
Nein, ganz im Gegenteil. Die Installation ist minimalinvasiv und funktioniert mit fast allen gängigen Heizungsanlagen. Unsere Lösung steuert die Anlage vollautomatisch und passt sich rund um die Uhr dem tatsächlichen Wärmebedarf an – dank eines lernfähigen Algorithmus, der die Daten kontinuierlich auswertet. Und: Wir begleiten den gesamten Prozess – von der ersten Analyse über die Installation bis zur laufenden Optimierung. So stellen wir sicher, dass alles reibungslos läuft und echte Mehrwerte entstehen. Der Aufwand für Eigentümer bleibt dabei sehr gering.
Welche Rolle spielt Ihre Lösung im Hinblick auf gesetzliche Anforderungen wie das GEG oder ESG-Berichte?
Unsere Lösung liefert die nötigen Daten, um den Heizbetrieb transparent zu dokumentieren, zu verbessern und CO₂-Einsparungen nachzuweisen. Damit wird sie zu einem wertvollen Baustein für ESG-Berichte, Förderanträge und Sanierungsstrategien – und erfüllt gleichzeitig die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes. Die Anforderungen an Effizienz und Transparenz steigen stetig. In Zukunft wird es nicht mehr reichen, einfach nur zu heizen – es muss smart, effizient und belegbar sein.
Wie wird sich das Thema Heizungsoptimierung in den nächsten Jahren entwickeln?
Ich bin überzeugt: Die Digitalisierung im Heizungskeller steckt noch in den Kinderschuhen. Was heute als „smart“ gilt, wird bald Standard sein – getrieben durch politische Vorgaben und steigende Energiekosten. Der Fokus wird sich weiter in Richtung datengestütztes Energiemanagement verschieben. Die Heizung wird Teil eines intelligenten Gesamtsystems, das auch Wetterprognosen und Nutzerverhalten berücksichtigt. Unsere Lösung ist dafür bestens gerüstet und wird künftig noch enger mit anderen digitalen Tools vernetzt sein.
Was wünschen Sie sich von der Branche, um mehr Effizienz im Bestand zu erreichen?
Mehr Mut zur Digitalisierung! Das Potenzial liegt oft direkt im Heizungskeller – und wird viel zu selten genutzt. Heizungsoptimierung ist der schnellste und effektivste Weg zu mehr Nachhaltigkeit im Bestand. Was es braucht, ist der Wille, diesen Hebel konsequent zu nutzen.
Bildnachweis: ista SE
