Ein Lichtblick für die Bauwirtschaft? Während die klassische Bauwirtschaft unter stagnierenden Genehmigungen und hohen Kosten leidet, zeigt sich das serielle Bauen als wachstumsstarker Hoffnungsträger. Mehr als jede zehnte neue Wohnung in Deutschland wurde 2024 mit industriell gefertigten Bauteilen errichtet – Tendenz steigend. Das Bundesbauministerium und die Branche sehen in dieser Bauweise ein strategisches Instrument zur Beschleunigung.
Laut Bundesbauministerium hat sich der Anteil des Fertigbaus am Gesamtwohnungsbau innerhalb eines Jahrzehnts von 8 auf 11,5 Prozent erhöht – von unter 20.000 Wohnungen auf rund 28.400 im vergangenen Jahr. Die jährlich benötigten rund 320.000 neuen Wohnungen werden allein mit konventionellen Methoden kaum zu erreichen sein. „Das serielle Bauen hat sich in Deutschland zu einem strategisch wichtigen Instrument entwickelt, um den Wohnungsbau zu beschleunigen und effizienter zu machen“, sagte eine Sprecherin des Bauministeriums.
Sanieren mit System: auch bei der Bestandserneuerung im Aufwind
Auch bei der energetischen Sanierung setzt sich das serielle Prinzip durch: Innerhalb von nur zwei Jahren stieg der Anteil der seriellen Sanierungen von 2 auf über 23 Prozent. Dabei kommen vorgefertigte Fassaden- und Dachelemente zum Einsatz, die den Aufwand auf der Baustelle erheblich verringern.
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund sieht im seriellen Bauen eine zentrale Lösung zur Bekämpfung der Wohnungsnot – insbesondere bei Nachverdichtung, Aufstockung und Sanierung im Bestand. Projekte in Städten wie Mannheim oder Berlin zeigen das Potenzial dieser Bauweise: In Mannheim wurden in einem Stadtteil mehr als 360 Wohnungen mit serieller Methode errichtet.
Zukunftspotenzial der seriellen Bauweise
Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW damit, dass künftig 20 bis 25 Prozent des Wohnungsbaus in serieller oder modularer Bauweise erfolgen könnten. Allerdings gibt es auch Kritik: Vergabeverfahren im öffentlichen Bereich seien oft zu langwierig und würden durch uneinheitliche Regelungen in den Bundesländern zusätzlich erschwert. Auch steigende Baukosten, Finanzierungsprobleme und Fachkräftemangel belasten die Branche weiterhin.
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen zeigt sich das serielle Bauen als flexibles und zukunftsfähiges Instrument. Es bietet die Chance, schneller und kosteneffizienter neuen Wohnraum zu schaffen – in Neubau und Bestand. Entscheidend wird sein, wie schnell die Verfahren vereinfacht und Rahmenbedingungen vereinheitlicht werden.
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