27.10.2025

ifo- und IfW-Analysen zu Mietmarkt: Ergebnisse verdeutlichen angespannte Lage und Bedarf an bezahlbarem Wohnraum

Die Wohnungsfrage bleibt ein wirtschaftliches Schlüsselthema. Während eine neue ifo-Studie warnt, dass hohe Angebotsmieten die wirtschaftliche Dynamik und Mobilität in Deutschland gefährden, zeigt eine aktuelle Analyse des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW), dass sich der Anstieg der Mieten zuletzt leicht verlangsamt hat. Die Situation bleibt jedoch angespannt. Beide Studien zeigen, dass bezahlbarer Wohnraum noch immer Ausnahme statt Regel ist.

ifo: „Zwei parallele Mietmärkte“

„Wenn Arbeitskräfte sich Wohnen in den Metropolen nicht mehr leisten können, verlieren die Städte an wirtschaftlicher Kraft“, warnt Oliver Falck vom Münchner ifo Institut. Gemeinsam mit weiteren Forschern hat er die Entwicklung der Mieten im Verhältnis zum Arbeitskräftebedarf untersucht.
Von 2013 bis heute sind die Angebotsmieten bundesweit um 50 Prozent, in den sieben größten Städten sogar um 75 Prozent gestiegen – die Bestandsmieten dagegen nur um rund 19 Prozent. Man habe es mit „zwei parallelen Mietmärkten“ zu tun, so das ifo.

Mitautor Pascal Zamorski erklärt: „Angesichts der großen Differenz zwischen der Miete in bestehenden Verträgen und Neuverträgen bleiben die Menschen lieber in ihren günstigen Wohnungen, auch wenn diese nicht mehr zu ihrer Lebenssituation passen. Das senkt die Mobilität der Menschen und beeinträchtigt ihre Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt.“ Insgesamt liegen sind neue Mietverträge laut der Studie in den sieben größten deutschen Städten im Schnitt 48 Prozent teurer als Bestandsmieten.

Laut der Studie müssen Menschen im unteren Einkommensdrittel beim Umzug in eine Großstadt inzwischen rund 50 Prozent ihres verfügbaren Nettoeinkommens für Miete ausgeben. Wohngeld und andere Leistungen könnten diesen Effekt nur begrenzt abfedern. „Die Dynamik der Neuvertragsmieten übersteigt das Maß, das durch staatliche Zuschüsse dauerhaft kompensiert werden könnte“, heißt es.

Das ifo fordert daher niedrigere Bau- und Transaktionskosten, schnellere Genehmigungen und eine gezielte Förderung bezahlbarer Wohnungen. Nur so könne der Wohnungsbestand effizienter genutzt und die Wirtschaft insgesamt gestärkt werden.

IfW: Preisdynamik schwächt sich ab, Lage bleibt angespannt

Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat kürzlich ebenfalls Ergebnisse zu Angebotsmieten in deutschen Städten publiziert. Laut der Auswertung kann eine leichte Entspannung beim Mietpreisanstieg verzeichnet werden: Angebotsmieten von unmöblierten Wohnungen stiegen im dritten Quartal 2025 nominal um 0,5 Prozent zum Vorquartal – im zweiten Quartal waren es noch 0,7 Prozent. Real, also inflationsbereinigt, stagnierten die Mieten.
„Die Preisdynamik am Mietmarkt hat sich nach den hohen Steigerungen der letzten Jahre deutlich abgekühlt“, sagte IfW-Projektleiter Jonas Zdrzalek. „Im Durchschnitt steigen die Mieten nur noch im gleichen Tempo wie die Inflation.“

Trotzdem bleibe der Markt angespannt. Wohnungen würden schneller vermittelt – die Inseratsdauer sank auf durchschnittlich 24 Tage, den niedrigsten Wert seit zehn Jahren. „Selbst bei nur moderaten Mietsteigerungen ist der Markt für Wohnungssuchende vor allem in Metropolen äußerst angespannt. Ohne einen spürbaren Zuwachs an Neubauten wird sich die Lage kaum entspannen“, so Zdrzalek.

In München liegt die durchschnittliche Angebotsmiete derzeit bei 22,96 Euro pro Quadratmeter, gefolgt von Frankfurt (17,55 Euro) und Stuttgart (16,11 Euro). Berlin (15,82 Euro), Hamburg (15,62 Euro) und Köln (15,21 Euro) bilden das Mittelfeld.

Wir brauchen mehr bezahlbaren Wohnraum

Beide Studien machen deutlich, dass der Wohnungsmarkt zunehmend zum wirtschaftlichen Standortfaktor wird. Während das ifo Institut die Folgen hoher Mieten für Arbeitsmarkt und Produktivität hervorhebt, zeigt das IfW, dass die Entspannungstendenzen bei Angebotsmieten bislang kaum Wirkung entfalten. Der Befund ist eindeutig: Wir brauchen mehr bezahlbaren Wohnraum. Nur wenn Neubau, Vereinfachung der Verfahren und wirtschaftliche Rahmenbedingungen zusammenspielen, kann sich der Markt stabilisieren – und Wohnen wieder bezahlbar werden.

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